Sonntag, 29. Januar 2012

Die Kriegstrommeln werden geschlagen: TEIL 2

 Soll der Iran durch Provokationen zum ersten Schlag verleitet werden? – Teil 2


Prof. Michel Chossudovsky via http://info.kopp-verlag.de/

Die amerikanisch-israelischen Manöver zur Raketenabwehr und die Marinemanöver finden gleichzeitig statt. In der Zwischenzeit kündigte der Iran an, er werde im Februar ein weiteres Manöver im Persischen Golf veranstalten. Auch in anderer Hinsicht befindet sich die Islamische Republik Iran im Kriegszustand. Die iranischen Streitkräfte wurden zur Verteidigung der Grenzen oder für Vergeltungsschläge im Falle eines von den USA und Israel angeführten Angriffs in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Im Dezember hatte der Iran ein zehntägiges Marinemanöver in der Straße von Hormus abgeschlossen. Nun kündigte das Land an, für Februar plane es ein neues Marinemanöver mit der Bezeichnung »Der große Prophet«.

Manöver und Kriegsspiele

Beim Manöver im vergangenen Dezember hatte der Iran zu Testzwecken zwei unterschiedliche Langstreckenraketensysteme, die Kader (eine starke seegestützte Rakete, die Ziele an der Küste angreifen kann) und die Nur, eine Boden-Boden-Rakete, abgefeuert. Nach Angaben der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur handelt es sich bei der Nur um eine »moderne, dem Radar ausweichende, zielsuchende, gelenkte und kontrollierte Rakete«. (Siehe dazu: »The Pentagon to Send US Troops to Israel. Iran is the Unspoken Target«, in: Global Research, 4. Januar 2012.)

»Darüber hinaus testete das iranische Militär Berichten zufolge zahlreiche andere Kurzstrecken-, Mittelstrecken- und Langstreckenraketen... Die iranischen Behörden erklärten, man habe zu Testzwecken die Boden-Luft-Mittelstreckenrakete Nur, die vom Radar nur schwer erfasst werden kann, abgefeuert.« (Ebenda)
Die entscheidende Frage aber lautet: Versucht das Pentagon, im Persischen Golf absichtlich eine militärische Konfrontation vom Zaun zu brechen, um so einen Vorwand und eine Rechtfertigung für einen offenen Krieg gegen die Islamische Republik Iran geliefert zu bekommen?
Amerikanische Militärexperten räumen ein, dass sich die amerikanische Marine in der engen Straße von Hormus gegenüber den iranischen Kräften im Nachteil befände:

»Trotz ihrer Macht und ihrer schieren Stärke wirken sich die geografischen Verhältnisse der Straße von Hormus und des Persischen Golfs auf die amerikanischen Marineeinheiten nachteilig aus. Die relative Enge des Persischen Golfs lässt ihn zumindest aus strategischer und militärischer Sicht wie einen Kanal erscheinen. Bildlich gesprochen sind die amerikanischen Flugzeugträger und Kriegsschiffe in engen Gewässern gefangen oder in den Küstengewässern des Persischen Golfs eingeschlossen... Auch die Kriegssimulationen des Pentagon selbst haben offengelegt, dass ein Krieg gegen den Iran im Persischen Golf für die USA und ihr Militär zum Desaster werden könnte. (Mahdi Darius Nazemroaya, »Die Geopolitik der Straße von Hormus: Ist eine Niederlage der US-Marine im Persischen Golf möglich?«, in: Kopp Online, 10. Januar 2012.)
Inszenierung eines Kriegsvorwands: Soll der Iran durch Provokationen zum ersten Schlag verleitet werden?

Ist die Regierung Obama bereit, ein oder mehrere Kriegsschiffe der Fünften Flotte zu opfern, was zu schweren Verlusten unter den Soldaten und Matrosen führen würde, um die Unterstützung der Öffentlichkeit für einen Krieg gegen den Iran aus Gründen der Selbstverteidigung zu gewinnen?

Wie Richard Sanders dokumentierte, wurde die Taktik, einen Zwischenfall zu inszenieren, der dann zum Vorwand für einen Krieg genommen wurde, in der amerikanischen Geschichte bereits häufig angewandt:

»Im Verlauf der Geschichte haben Kriegsplaner verschiedene Formen der Täuschung eingesetzt, um ihre Feinde hinters Licht zu führen. Da die öffentliche Unterstützung für die Initiierung und Führung eines Kriegs eine entscheidende Rolle spielt, wurden auch gegen die heimische Bevölkerung listenreiche Täuschungsmanöver angewendet. Einen Krieg mit falschen Vorwänden zu rechtfertigen, ist der erste wichtige Schritt, um die Unterstützung der Öffentlichkeit für ein solches tödliches Unternehmen zu gewinnen. Der vielleicht häufigste Vorwand für einen Krieg ist ein angeblich nicht provozierter feindlicher Angriff. Solche Angriffe werden oft inszeniert, geschürt oder bewusst zugelassen. Dann werden sie dazu benutzt, in der Öffentlichkeit tiefes Mitgefühl für die Opfer hervorzurufen, die Angreifer zu verteufeln und breite Unterstützung für eine militärische ›Vergeltungsaktion‹ zu mobilisieren.

Ähnlich wie der Schulhofschläger, der immer behauptet, ›er hat mich zuerst geschlagen‹, wissen die Kriegsplaner, dass es unerheblich ist, ob der Gegner wirklich den ersten Schlag geführt hat. Wenn man es so aussehen lassen kann, dass der Angriff nicht provoziert wurde, wird dem Schläger zugestanden, mit Gewalt ›zu antworten‹. Schläger und Kriegsplaner sind Experten darin, zu reizen, gegen ihre Opfer zu sticheln und sie zu bedrohen. Wenn der Gegner nicht dazu aufgestachelt werden kann, den ersten Schlag zu führen, kann man einfach über das, was geschehen ist, Lügen verbreiten. Manchmal reicht dies schon aus, eine Schulhofschlägerei oder einen völkermörderischen Krieg ›vernünftig‹ zu begründen.

Derartige Tricks wurden im Verlauf der Geschichte wahrscheinlich von jeder Militärmacht angewandt. Das Römische Weltreich [, das Imperium Romanum,] führte oft einen Kriegsgrund, den ›casus belli‹, an, um die tatsächlichen Gründe zu verschleiern. Im Verlauf der Jahrtausende haben sich zwar die Waffen und die Kampfstrategien stark verändert, aber die Taktik, einen Zwischenfall vorzutäuschen, um einen Vorwand für einen Krieg zu haben, blieb bemerkenswerterweise durchgängig erhalten.« (Siehe dazu: »How to Start a War: The American Use of War Pretext Incidents«, in: Global Research, 9. Januar 2012.)

Pearl Harbor ist das Paradebeispiel für einen Casus Belli, den Vorwand und die Rechtfertigung für den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg. Präsident Roosevelt wusste von dem bevorstehenden japanischen Angriff und unternahm nichts, um ihn zu verhindern. Auf einem Treffen von Roosevelts »Kriegsrat« am 25. November 1941»ergibt sich aus den Aufzeichnungen von Kriegsminister Henry Stimson folgende allgemeine Auffassung: ›Wie kann man sie [die Japaner] dazu bringen, den ersten Schuss abzufeuern, ohne uns allzu großer Gefahr auszusetzen?‹« (Siehe dazu: Patrick J. Buchanan, »Did FDR Provoke Pearl Harbor?«, in: Global Research, 7. Dezember 2011.)
Nach dem Angriff [der Japaner] war Amerika bereit, in den Krieg einzutreten, wobei aber die Tatsache, dass die Regierung Roosevelt vorab über den Angriff informiert war, aber keine Gegenmaßnahmen ergriff, [der Öffentlichkeit] verborgen blieb.


»Nach dem Angriff erfolgte wenige Tage später eine gigantische Vertuschungsoperation, (…) als der Stabschef strengstes Stillschweigen anordnete. ›Meine Herren‹, sagte er, ›dies nehmen wir mit ins Grab‹« (John Toland, Infamy: Pearl Harbor and its Aftermath, Doubleday, 1982, S. 321).
Unter Bezug auf die andauernde Kraftprobe zwischen der amerikanischen Marine und den Iranern im Persischen Golf bemerkte Professor Francis Boyle: »Das Ganze erinnert mich wieder einmal an das Vorgehen von F[ranklin] D[elano] Roosevelt 1941, als er die Pazifikflotte mitsamt ihrer Besatzung in Pearl Harbor opferte – nur die Flugzeugträger blieben verschont –, um trotz des heftigen Wunsches des amerikanischen Volkes und des Kongresses, Neutralität zu wahren, den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg herbeizuführen. Ein Déjà-vu, wohin man blickt. Zurück in die Zukunft.« (Francis Boyle am 13. Januar 2011 in einer E-Mail an den Verfasser)

Im Gegensatz zu den damaligen Verhältnissen unterstützt eine breite Mehrheit im amerikanischen Kongress einen Krieg gegen den Iran, und der überwiegende Teil der amerikanischen Bevölkerung ist sich aufgrund der Desinformation durch die Medien der verheerenden Folgen eines amerikanisch-israelischen Angriffs nicht bewusst.

Inhaltliche Rechtfertigungen: Die Verteufelung des Feindes

Neben dem inszenierten Zwischenfall, der den Feind dazu provozieren soll, als erster loszuschlagen, werden »inhaltliche Rechtfertigungen« dazu benutzt, den Gegner zu verteufeln und einen Casus Belli zu rechtfertigen: Massenvernichtungswaffen und Regimewechsel im Falle des Irak (2003); Unterstützung von al-Qaida und die Anschläge vom 11. September im Falle Afghanistans (2001) und »Regimewechsel« und »Demokratisierung« im Zusammenhang mit Jugoslawien (1999) und Libyen (2011). Zu den »inhaltlichen Rechtfertigungen« für einen Krieg gegen den Iran gehören:

1. Dem Iran wird vorgeworfen, ein Atomwaffenprogramm zu betreiben, 2. der Iran sei ein »Schurkenstaat« und stelle eine Gefahr für die westliche Welt dar, 3. der Iran wolle »Israel von der Landkarte tilgen«, 4. der Iran habe die Terroranschläge vom 11. September unterstützt und ihnen Vorschub geleistet, 5. beim Iran handele es sich um einen autoritären und undemokratischen Staat, was eine Intervention nach dem Grundsatz der »Schutzverantwortung« (»Responsibility to Protect«) rechtfertige, um demokratische Verhältnisse herzustellen.

Saudi-Arabien und die Golfstaaten

An einem Krieg gegen den Iran wären NATO-Mitgliedsstaaten sowie NATO-Partner des »Mediterranean Dialogue«, zu dem auch die Staaten des Golfkooperationsrates, Saudi-Arabien und Jordanien gehören, beteiligt.
Saudi-Arabien und die Golfstaaten verfügen über ein modernes und beeindruckendes Waffenarsenal aus F-15-Kampfflugzeugen, dem »Patriot«-Raketenabwehrsystem, Kampfhubschraubern vom Typ »Apache« sowie in den USA gebauten Kriegsschiffen, die im Sinne der von den USA geführten Koalition gegen den Iran eingesetzt würden. (Siehe dazu: The Gulf Military Balance in 2010: An Overview
Center for Strategic and International Studies.)

Die USA verfügen über mehr als 30 Militärstützpunkte und -einrichtungen, darunter die Marinebasis in Bahrain, das US-Zentralkommando (CENTCOM) in Katar, von den Militäreinrichtungen in Pakistan, der Türkei und Afghanistan ganz zu schweigen.

Aus Washingtoner Sicht soll die saudische Luftwaffe auf der Grundlage des Prinzips der »Kompatibilität« als Stellvertreter der US Air Force operieren. Die saudische Luftwaffe ist mit den modernsten Kampfflugzeugen wie unter anderem dem Eurofighter Typhoons, Tornados IDS, F-15- und F-15-Eagle-Kampfflugzeugen ausgestattet. Im Oktober 2010 kündigte Washington die bisher umfangreichsten Waffenverkäufe der amerikanischen Geschichte mit einem Umfang von 60,5 Milliarden Dollar an Saudi-Arabien an. Diese Waffen werden zwar von Saudi-Arabien gekauft und bezahlt, dienen aber praktisch als von den USA unterstütztes Waffenarsenal, das in enger Absprache und unter Beratungen mit dem Pentagon genutzt werden soll. Auch mit den Golfstaaten wurden 2010 umfangreiche Waffengeschäfte getätigt.

Dennoch sollte man nicht verschweigen, dass eine aktive Beteiligung an einem regionalen Krieg bei den herrschenden Eliten in Saudi-Arabien auch Unbehagen und Widerwillen hervorruft, da im Rahmen von Vergeltungsmaßnahmen unvermeidlich mit iranischen Luftangriffen zu rechnen ist.





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